Digitalgraphiken

Im Laufe der Zeit entstanden hunderte von Skizzen, welche ich niemals in große Werke der Malerei oder Skulptur verwandeln könnte. Aus diesen Skizzen entwickelte ich in den letzten Jahren Miniaturzeichnungen, aus denen dann eigenständige Werke als handsignierte Digitalgrafiken entstanden. Viele von ihnen wurden zum Ausgangspunkt für monumentale Bilder, teilweise als öffentliche Kunstwerke. In den letzten Jahren beschäftigen sich die Motive dieser Bilder mit der menschlichen Figur, hauptsächlich dem Kopf als dem aussagekräftigsten Teil, dem deutlichsten Ausdruck des Menschen. Sie beschreiben und interpretieren Charaktere aus Mythologie, Literatur, Geschichte, Religion, Menschen, die ich getroffen habe und nicht zuletzt persönliche Erfahrungen.

Ausgehend von der farbigen Stimmung einer Bildfläche, überziehe ich sie mit einem Schleier senkrechter, meist schwarzer, kleiner Strukturstriche wie ich sie vor Jahrzehnten in meinen Meditationsbildern entwickelt habe. Diese Bildgründe können von mir vorbereitet sein – lockere Farbflecken, entfernt verwandt mit meinen abstrakten Arbeiten der sechziger Jahre. Meistens aber sind es illustrierte Postkarten, Werbeflyer, Einladungskarten, Flaschenetiketten und Ähnliches. Überzeichnet mit mehr oder weniger dichten Strichlagen werden Schrift und Abbildungen unkenntlich gemacht. Es entstehen wiederum abstrakte Gebilde.

Ein Teil von ihnen könnte als eigenständige Arbeit Bestand haben. Doch gilt mein Interesse heute einer Kunst, die nicht mehr die Freiheit des Ausdrucks, wie ihn die Abstraktion ermöglicht, als allein gültigen Maßstab begreift, sondern einer Kunst von größerer Welthaltigkeit, mit einem engeren Bezug zum Menschen. Also werden diese Bildgründe zum Rohmaterial, zum Ausgangspunkt einer erneuten Transformation.
Es beginnt ein langwieriger Prozess, der, immer wieder unterbrochen, sich über Tage hinziehen kann. In konzentrierter Betrachtung des Bildzustandes, nicht unähnlich einer Meditation, suche ich zu erkennen, was,“darin steckt“. Es ist der gleiche Vorgang, wie ihn Michelangelo nach der Überlieferung beschreibt: die Figur stecke bereits in dem Steinblock, er müsse sie nur noch herausschlagen.

Allmählich schält sich mir die Andeutung eines Auges, einer Hand, einer Schulter oder eines Umrisses aus den abstrakten Strukturen. Verstärkt durch einige wenige Striche, gewinnt der Gegenstand an Deutlichkeit. Schritt für Schritt schließen sich die Fragmente zusammen bis ein Gesicht erkennbar wird, eine Figurengruppe, ein Kopf, eine Gestalt. Eine Fülle von Figuren tritt mir entgegen, die sich da aus dem Farbgrund lösen. Zuweilen sind es Tiere oder dämonenhafte Erscheinungen, Phantasiewesen, alte oder erfundene Gottheiten, Gestalten der Literatur oder aus Filmen. Aber auch Erinnerungen an reale Begegnungen oder Erfahrungen fremder Kulturen.
Unter allen diesen Motiven ist es das menschliche Antlitz, in dem sich am stärksten das Wesenhafte des Menschen in schier unerschöpflichen Variationen verdichtet. Und so wird der Kopf zu einem Hauptthema, das ich aus dem Bildgrund herauslese. Daraus entwickeln sich die Motive Helm, Visier, Maske. Mit dem Helm verbinden wir schnell den Gedanken an Aggressivität, an Krieg, Krieger und Soldaten. Doch der Helm ist zugleich – ja in erster Linie – Schutz. Er verhüllt wie das Visier, wie die Maske. Seine Ambivalenz entspricht ganz menschlichem Wesen. Der Helm öffnet ein weites Feld von Assoziationen von der antiken Mythologie und Geschichte bis zu Bikern und Astronauten unserer Tage.

Einige Werke als Auswahl der über 500 Digitalgraphiken

Samurai (2004)




The old King’s armour (2004)




Ritratto d’un Gentiluomo rinascimentale (2008)




Der Zen Meister (2010)




Die orientalische Braut (2010)

41,3×29,5cm




Einäugige Pallas 1 (2010)





L’antenato (2010)

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Vielgesichtige Venus (2010)

46x33cm.

s. Planeten – Holst – Venus




Das Mädchen mit dem Blumenhut (2011)




Die Tränen des Großmoguls (2011)





Die Träumerin Iracema (2011)




Karneval in Rio (2012)




Daphne (2012)

39,7×29,5cm





Erinye (2012)





Polyphem (2014)





Rose von Stambul (2014)





Saphho (2014)

42×29,1cm





Das Argument (2015)




Gotteskrieger (2015)




Maskentanz (2015)




Burka (2016)




Der Rhetor (2016)




Joy (2016)





Der Karneval des Zyklopen (2017)




An 18th Century Lady (2018)




Der Geisterseher (2018)




Die Sonnenpriesterin (2018)




Janus (2018)




Lady Macbeth (2018)




Samson (2018)




Gefährliche Liebschaft (2019)




Il filosofo scettico (2019)




A Hippy Girl (2020)




Das Jahr 2020 (2020)