Phönix

Edelstahl, H:500cm/B:750cm. 1975.
Dauerleihgabe der Bernd-Rosenheim-Stiftung. Neuerrichtet 2002 vor der DBV-Winterthur Wiesbaden (ehemals vor dem Hauptpostamt). Anfertigung Heinrich Hammerich KG, Offenbach am Main.

Jeder, der schonmal, aus der Richtung Frankfurt kommend, mit dem Auto nach Wiesbaden hereingefahren ist, hat bereits diese Skulptur von B. Rosenheim gesehen.

Die Skulptur „Phönix“ wurde im Jahre 2002 an einer städtebaulich bedeutenden Stelle von Wiesbaden wiedererrichtet, an der Kreuzung Frankfurter – Berliner Straße und Stresemann-Ring – New Yorker Straße. Die Berliner Straße (B 54) ist eine der Hauptzufahrten nach Wiesbaden. Die Skulptur „begrüßt“ also sozusagen die Ankommenden.

Der „Phönix“ erhebt sich auf einem künstlichen Grashügel acht Meter über das Straßenniveau. Trotz seiner beträchtlichen Dimensionen wirkt er naturgemäß bescheiden im Vergleich zu den umgebenden Gebäuden. Damit vermittelt er zwischen menschlichem und architektonischem Maß. Andererseits besitzt er genügend Volumen, um auch in die Ferne zu wirken und dem Verkehrsknotenpunkt einen räumlichen wie auch künstlerischen Akzent zu verleihen. Nicht zuletzt trägt die besondere Behandlung der stark reflektierenden Oberfläche des Edelstahls zu dieser Wirkung bei. Die parallel aufsteigenden Strukturen, die sich in wiederholten Spannungsbögen in die Horizontale neigen, antworten auf die Rasterstruktur der Fassaden. Die Vertikaltendenz der Skulptur wird an ihrem höchsten Punkt abgefangen und in die Waagerechte geleitet, die sich über sieben Meter ausdehnt und sich einordnet in die Horizontallagerung der Gebäude und Fensterreihen. Die lichtintensive Ausstrahlung der Plastik, besonders bei direkter Beleuchtung an Sonnentagen, wurde erreicht durch den Schattenschliff des Stahls, wodurch ein Lichtspiel entsteht, das sich mit der Eigenbewegung des Betrachters ständig verändert. Diese Erscheinung stellt optisch eine enge Verbindung her zu den Glasfassaden der Umgebung. Die Verwaltungsgebäude der DBV-Winterthur bilden im Hintergrund einen rechten Winkel, sodaß die Skulptur gleichsam von zwei Flügeln umfangen wird. Der Abstand von den bereits vorhandenen Gebäuden wurde so gewählt, daß der Bezug zwischen Plastik und Architektur noch augenfällig bleibt, zugleich aber die freistehende Skulptur ihre Eigenständigkeit bewahren kann. Die lockere Baumbepflanzung spielte bei der Wahl des Standorts ebenfalls eine wichtige Rolle. Von verschiedenen Standpunkten aus bildet ihr dichtes Laubwerk eine kontrastierende Folie zwischen den glänzenden Glasfassaden des Hintergrundes und dem reflektierenden Stahl des Vordergrundes: ein lebendiges Wechselspiel von organischen Formen und technischen Strukturen. Zudem vermitteln die Bäume durch ihre Größe und ihr Volumen zwischen den Dimensionen von Architektur und Plastik.

Trotz ihrer Masse erweckt die Skulptur den Eindruck von Leichtigkeit, der nicht allein durch das lichte Material bedingt ist. Von einer verhältnismäßig schmalen Standfläche, ihren „Füßen“, steigt sie auf zu flügelartigen Ausladungen, die sich nach verschiedenen Seiten entfalten, ohne das parallel laufende Linienspiel aufzugeben. Diese betonte Wiederholung des ansteigenden Richtungsverlaufs der Stahlbahnen dynamisiert die Struktur und setzt sie optisch in Bewegung. Mit dieser aufsteigenden Bewegung, der schnabelartigen Spitze, die zur Stadt weist, und den ähnlich wie Federn geschichteten „Schwingen“ kann, wer will, ein flugfähiges Wesen assoziieren – etwa einen „Phönix“.

Alter Aufstellort vor Hauptpostamt

Modell und Zeichnung

Handzeichnungen, 1973:

Modell, 1975