Medusa

Die „Medusa“ ist eines der häufigsten Motive im Werk Rosenheims. An ihr lässt sich beobachten, wie Druckgrafik, Handzeichnung, Malerei und plastische Ausformung im Werk Rosenheims zusammenhängen. Zu Beginn steht diese Kaltnadelradierung mit schwarzer und roter Platte, es ist der 3. Abzug des III. Zustandes. Körper und Rüstung sind deutlich geschieden, indem die Haut weiß bleibt, der aufwendige Helm dagegen metallisch-grau gegeben ist. Im Gegensatz zum blind scheinenden großen Auge an der Stelle des Ohrs blickt das schmale Auge über der Stirn aus einer schlangenartig geschlitzten Pupille den Betrachter an. Ihm würde man kaum die versteinernde Kraft des Blickes zutrauen, wie sie die glühenden Augen der Medusa in der griechischen Mythologie haben. Mit den Schlangenhaaren und dem schuppigen Panzer ist Rosenheim aber wieder nah am Mythos. Dass er die Augen in Zahl und Größe variiert, betont ihre Funktion als tödliche Waffe. Im Unterschied zur sonst üblichen Darstellungsweise wie bei Cellini, Caravaggio oder Rubens sehen wir nicht das abgetrennte, tote Haupt der Medusa, sondern einen lebenden Profilkopf. Er zeigt einen gelassenen Gesichtsausdruck und deutet die einstige Schönheit der Medusa vor ihrer Verwandlung in das Ungeheuer an.

Kaltnadelradierung, zwei Platten, 39,3 x 39,3 cm. 1987.

Aluminiumguß u. Bleistift. 1987.

Mischtechnik auf Leinwand. 1987.